TAG FÜNFUNDZWANZIG

Kleinortgroßlärm

 

Hinauf auf den Hügel, Stadt ade. Luft in luftiger Höh'. Das Schloss in der Ferne. Das Rauschen, oh weh. Die Füße, sie tragen mich fort. Nicht weit genug.

Der Ohrwurm frisst, frisst tiefer sich, etc. etc ...

 

Hinter dem Landratsamt die Hügel hinauf suche ich Ruhe, aber weit, weit hinein in den Wald treibt sich der Ohrschmutz von den Tälern hinauf. Kein Entkommen der Kiste, dem Brüllhals, dem Schleudergang. Auf der Kuppe, endlich, das Herz weit nach Erlösung hinter dem Hang: doch Stereo schaltet sich ein, ein Zubringer, ein Zubringer, ein Zubringer, hurra! 

 

So klein der Ort, so groß der Lärm. Kein Entkommen dem Auto, dem Goldenen Kalb.




TAG SECHSUNDZWANZIG

Im Staatsarchiv. Akten sichten. Knapp vier Stunden. Gut vierhundert Seiten. Was hängen bleibt im ersten Durchgang: die ausführlichen Verhandlungen über die Entschädigungen der Hohenzollern, Mietzins und Abnutzungsentgeld fürs requirierte Schloss, fürs Mobiliar. Anwaltschreiben, Nachträge, anschließend Beschwerden über die Nutzung im Schloss, im Prinzenbau. Es solle dort, unten in der Stadt, Brennholz gehackt worden sein auf dem Parkett, und Schneewasser nicht aufgewischt. 

  Die zivilen Franzosen, anders als die Vichy-Regierung, hat niemand gerufen. Aber zwangseinquartiert auf Geheiß der deutschen Behörden wurden sie dennoch, bei der lokalen Bevölkerung, ohne Entschädigung. 

Deux poids, deux mesures, mit zweierlei Maß messen ...



TAG SIEBENUNDZWANZIG/TAG ACHTUNDZWANZIG

War da was?

Nachdenken.

Lesen.

Nicht schreiben.

Nur das hier.



TAG NEUNUNDZWANZIG

Stille und Schweigen

 

Der Himmel liegt noch verhalten über dem Morgen, als ich zum Bahnhof radle. Auf den Zug gen Donaueschingen warte ich länger. Ich bin zu früh. Überschuss an Begeisterung und Vorfreude wohl. Zu den Musiktagen? Nein. Nach Beuron.

  Am Fahrkartenautomaten fragt ein Mann mich, wie er den stummen Schalterbeamtenersatz bedienen kann. Früher ging das andersrum. Ich habe Zeit, tippe die Tasten, die ihm das passende Ticket ausspucken, bevor ich mein eigenes löse. Gut, dass ich nicht in Eile bin. Wir sollten, darüber denke ich im ersten Sonnenkitzel nach, mehr darauf achten, nicht gehetzt unter die Leute zu gehen. Das macht uns zu genießbareren Mitmenschen. Einander Achtsamkeit schenken.

  Dann die Zugfahrt wie Zugfahrten sein sollten: ruhig. Kein Rentnergruppengetöse, kein wagenweites, juveniles Mitteilungsbedürfnis, kein Ohrstöpselgedröhne. Ruhe vor dem Zuviel der Zeitgenossen, und dann das Rauschen durch Landschaft, und welch Landschaft! Zugfahren, in meinem Erleben, bedeutet Kontemplation, nicht pragmatischer Ortswechsel, ist Erfahrung im eigentlichen Sinn. Heute, von wessen Gnaden auch immer, darf ich mich ganz dem Blicken nach draußen widmen, ungestört und ungeschützt.

  Ich denke an den Zugführer. Wie lange hält wohl das Bewusstsein an, hier eine außergewöhnliche – eine außer der Gewohnheit liegende – Strecke zu fahren? Wie lange das Staunen? Wie schnell macht Wiederholung unser lebendiges Schauen, den Schauder vor der Schönheit … kaputt?

  Ich wechsle die Seiten, blicke zu Kalksteinfelsen empor, in Talschluchten hinein, auf immer sinnlichere Ansichten, je näher wir dem Klosterörtchen kommen. Noch sitze ich hinter Glas. Doch zum ersten Mal seit einem Monat fügen sich die Bedingungen, Natur wahrzunehmen, zu einem stimmigen Ganzen.

  Beuron. Der Bahnhof. Es riecht anders als in der Stadt. Maisch und Waldmeister, Morgennebelduft. An einem Schuppen steht die Tür offen. Der Zug fährt davon, noch surrt das Gleis, dann nur noch Atem. Zwei Handwerker auf dem Gerüst, die sich zehn Meter über mir am Giebel – getragen – unterhalten.

  Links. Den Hang hinauf. Das Fahrrad anketten. Zu Fuß gehen. Felswandsinfonien brechen durch die Baumlücken. Entlang der Klostermauern folge ich dem Schild zur Kirche. Auf der Straße, auf dem Parkplatz: kein Auto, kein Reisebus. Der Lohn der frühen Stunde. Am Portal lese ich die Uhrzeiten der Gottesdienste. Bitte nicht stören. Ich werde warten. Doch dann höre ich nichts von innen und öffne die Tür. Leere. Stille. Nur die Weite des Schiffs. Wenige Schritte und ich sehe einen breiten Rücken sitzen, vorne, in den ersten Reihen. Diese Halbsilhouette, sie fordert meinen Einhalt. Ich rutsche auf die hinterste Bank, das Kniebänkchen, sehe ich, lehnt hochgeklappt. Lauschen, schauen. Nichts sonst. Gemurmelte Sätze, die von vorn zu mir rollen. Der Rücken bewegt sich nun. Verhaltene Ekstase. Da betet jemand, betet körperlich. Mein Blick reist umher, hinauf zu den Fenstern im Morgenlicht, das sich bricht und tänzelt. Deckengemälde als Inseln strukturieren das Meer aus barocker Gischt. Direkt über mir, eine biblische Szene, die ich nicht zu deuten weiß. Linker Hand hinein in die Bildfläche ragt ein Hirsch mit stolzem Geweih, die Landschaft: Fluss und Felsen und Grün, so wie ich sie eben erfahren habe. Wir kennen das von Votivbildern, von Triptychen und religiösen Genredarstellungen: Die biblischen Geschichten aus Nahost, aus karger Wüstenei, sie wurden gerne gebettet in hiesige, in der Maler heimische Welten. Und jene Welten trug das kolonialherrische Europa, gestützt auf die Kirche, in die Ferne und setzte sie an oberste Stelle der exportierten Hierarchien. Zur Weitung der Welt gesellte sich keine Dehnung des Herzens, kein Luftholen des Geistes.

 

Nicht Gott hat die Menschen geschaffen, wir Menschen haben Gott erfunden. Aus Furcht, die Nichtigkeit zu begreifen – die vor uns, die nach uns und womöglich auch die während uns – und sie nicht auszuhalten. So entsteht unsere Geschwätzigkeit. Die Stille übertönen. Stille braucht uns Menschen nicht. Schweigen zeugt vom Menschen, der etwas sagen könnte, aber den Mund hält. Stille ist die Abwesenheit von Sprechenwollen, von Sprechenkönnen. Doch Schweigen, wenn es sich nie als versagtes Sprechen artikuliert hat, bedeutet Stummheit. Stummheit aber ist Inexistenz, ist Tod.

 

Während ich hierüber nachdenke, geht hinter mir die Tür. Zwei Besucher. Ich meine zu spüren, wie sie der Stille gewahr werden, die im Kirchenraum noch immer vibriert. Doch nur kurz dauert mein Wunschdenken. Dann wird es überrannt von Gummisohlengezwitscher, das die Ruhe zertrampelt. Zwei Runden, das war's. Fort sind sie. Was haben sie mitgenommen? Hinterlassen, das ja, haben sie Un-Ruhe.

  Kirchen sind keine Museen. So sehr ich die Schriften als menschengemachte Narration eigener Bedürftigkeit sehe, als Grundlage von Ritualen, die auch solche Bauten entstehen lassen, so sehr achte ich den Glaubenden in seinem Praktizieren.

Mit zwei Schritten bin ich wieder draußen.

 

Die nächsten fünf Stunden durchstreife ich das Donautal flussabwärts. Dreißig Radkilometer Glück. Der berauschendste Tag in diesen Wochen. Zwischen Beuron und Inzigkofen bremse ich immer wieder die Geschwindigkeit aus, stehe und lausche, lausche der Fülle an Stille. Heu und frisch geschnittenes Gras, Fäulnis. Weißer Fels, Schlösser. Kürbisreigen vor Bauernhof. Rehe im Gehege. Am Gutshof Käppeler stelle ich das Rad ab und suche mir einen Platz in der Sonne. Kinder spielen im Schatten der Bäume, an den Nebentischen wird geplaudert. Ein Plätschern wie Donauwasser. Als würde der Lichtstrahl alles dämpfen. Ich esse Superlativ-Kässpätzle und strample bald schon weiter, immer weiter und zeitenthoben, Windungen entlang, Steigungen hinauf, Jubelrücken bergab.

  Es darf kein Ende geben. In Inzigkofen hole ich nach, was beim letzten Besuch Brache geblieben war. Ich setze mich in den Kräutergarten, lese und lese auf: einen Gedanken hier, eine Blüte dort.

  Die letzten Kilometer sind mir schon vertraut. Und wie immer nach dem Draußen engt Stadt den Brustkorb ein. Mir gelingt, den Puls des Tages hineinzuretten in meine Bleibe, und er bleibt die Kraft für diese Zeilen.



TAG DREISSIG

Ruhetag!



TAG EINUNDDREISSIG

Keltennebel

 

Am Leopoldplatz hatte ich den Aushang entdeckt. Albverein, Wanderung, Heuneburg. Klang attraktiv. Noch eine Weitung der Bedeutungsebenen im reichen Umland Sigmaringens. Kelten, Grabungen, womöglich gar die Stadt Pyrene?

Kurz vor zehn stehe ich am Bahnhof, treffe auf die Mitwanderer. Wir sind zu sechst. Am Bahnhof Herbertingen steigen wir aus, hinein in dichten Nebel. In diesem Wetter gewinnt selbst der Marsch entlang von Straßen durch Industriegebiet an Grazie. Stumme Landschaft durchsägt von werbenden Signalfarben, Geisterleuchten am Horizont und eine Donau zu beiden Seiten der Brücke, die uns ruft hinabzusteigen in den Dunst von Feen und Nixen, zu tanzen mit Wurzelmännchen und Fischottern. Bergan in Hundersingen, vor dem Keltenmuseum in der alten Zehntscheuer: Grabstelen der Hallstattkultur, als Repliken. Eine männliche Figur aus Stein, wie eine Speerspitze das Haupt, am Unterschenkel Moos und Flechten. Der Krieger von Hirschlanden. Der Name klingt vertraut aus Kindertagen. Das Original, in Stuttgart. Ich werde auf der Rückreise dort Halt machen.

Über weite Felder im Grauschleier gelangen wir zum Wald. Plötzlich, durch den Schutz der Bäume, reicht der Blick viel weiter. Zwischenzeitlich haben sich Gespräche entsponnen, mal greift der eine, mal der andere den Faden auf. Mich freut, dass wir alle uns über das austauschen, was wir gerade erleben, was wir sehen und verknüpfen mit dem Wissen, das jeder dazu beiträgt. Kein Lamento über Beziehungstiefen und Arbeitsplatzgezeter. Im Wald stoßen wir auf ein Hügelgrab. Einer in der Gruppe kennt sich gut aus. Nach Grabungen in den Dreißigern habe man ihn neu aufgeschüttet, diesen Hügel. Eine Schautafel verdeutlicht uns die Schichten, die übereinander die sukzessiven Grabstätten ausmachten. 2 600 bis 2 700 Jahre! Der Hohmichele, einer der größten Grabhügel Mitteleuropas, Teil einer Anlage von mehr als drei Dutzend solcher Erhebungen hier im Württembergischen Forst. Nach einer Weile erreichen wir eine kahle Anhöhe, weitere Hügelgräber. Der Eingang zum Areal der ehemaligen Heuneburg. An zwei Wegweisern, „Freilichtmuseumˮ zur einen, „Parkplatzˮ zur anderen Seite witzle ich und meine, wer einmal nach uns und unseren Kulturleistungen grabe, würde eben das finden, Parkplätze …

Hell leuchtet die Fahne der Sparkasse neben einer schematischen Eisenrohrkonstruktion, die den Umriss einer Hausfassade nachzeichnet. Die einstige Toranlage. Bevor wir uns die Wehrgänge aus Trockenziegeln und das Herrenhaus genannte, wiederaufgebaute und mit Reet gedeckte Haupthaus anschauen: ins Warme zur Stärkung. Am Tisch beginnt einer, als habe er die ganze Zeit an nichts anderes gedacht, von der Tagespolitik zu sprechen, eher zu seufzen. Ich mag keine Stammtischparolen, vor allem nicht, wenn sie der Verlegenheit erwachsen sind wie Seichtigkeiten übers Wetter. Nur keine Stille. Nur keine Nähe. Es könnte ja persönlich werden. Lange halte ich das Pingpong der Gemeinplätze nicht aus und fahre dazwischen, wohl etwas zu laut. Geschwindigkeitsbegrenzung, Windräder, Stromtrassen, das seien Stellvertreterdebatten, die uns beschäftigt hielten, während Tatsachen geschaffen würden zum Wohle weniger. Solange wir nicht begriffen, dass ein freiwilliger Verzicht auf die Ideologie des ewigen Wachstums Ausdruck unserer Freiheit sei und wir, würden wir danach handeln, viele der heute so dringlich erscheinenden Fragen gar nicht zu beantworten hätten, da sie sich dann nicht stellten, solange würden wir weiter – so in etwa mein dezentes Basta – im Klein-Klein der Empörungsökonomie herumbrodeln und weiterhin viel ideologisch debattieren und wenig pragmatisch handeln. Das sprechendste Beispiel für unsere gerade auch deutsche Verlogenheit sei der Ablassbrief des Katalysators. Wie apokalyptisch wurde in den Achtzigern doch der saure Regen besprochen, der des Deutschen heiligen Wald tötete. Dann wurde der Katalysator für Autos eingeführt – und die Welt war wieder … heil …

  Was ist seither geschehen? Es werden obszön fettere Autos mit schluckfreudigeren Motoren produziert, für noch mehr Menschen in noch mehr neuen Märkten, als lebten alle im Gebirge. Flächendeckender Nahverkehr, auch auf dem Land, Fehlanzeige. Stumme Gesichter. Ich war wohl zu heftig. Immerhin hat meine Tirade die Energie umgeleitet. Die Pause ist ohnehin zu Ende, wir gehen weiter und besichtigen die Bauten und Ausstellungsstücke. Sehr langsam nur lichtet sich der Nebel. Der Blick vom Wehrgang aus reicht hinunter zur Donau, die wie ein flacher Bach durchs Land wedelt.

Die Nachbildungen der Häuser – Schmiede, Töpferei, Werkstätten – erinnern mich an die Katen des 17. bis 19. Jahrhunderts im Freilichtmuseum Kulturen im schwedischen Lund, die ich diesen Sommer bestaunt habe. Über die Jahrhunderte hat sich die Grundform des Habitats nicht wesentlich gewandelt. Und die hier umgesetzte Bauweise aus Holzständerwerk, Flechtmatten und Lehmputz ist das, was die „progressivstenˮ heutigen Planungen für Passivhäuser wieder aufgreifen.

  Unser Rückmarsch führt uns durch nun sonnige Landschaft zur Martinskirche in Hundersingen, die wir beim Aufstieg nur im Nebel gesehen hatten. Nun leuchtet der für die Region so untypische Backstein. 1905 errichtet, zeugt der Bau vom kaiserlichen Historismus, der sich hier auf Neo-Romanik bezieht. Im Inneren eine imposante Christusfigur, eine Schnitzarbeit von 1947, der Kriegserfahrung deutlich näher als dem beschönigenden Kirchenkitsch der Fünfziger, der so manches damals neu erbaute Gotteshaus bis heute durchquietscht.

Das herbstliche Frühabendlicht kleidet den Weg entlang der Autostraßen durch Industrielandschaft in ein völlig anderes Stimmungskostüm als der Nebel am Morgen. Nicht mehr Friedrich oder Corot, sondern Hopper und Ruscha.

  Der Rest ist Heimweg im Zug, sind müde Glieder und in der Tageswandergruppe zum Abschied ein freundliches Zurufen umher.



TAG ZWEIUNDDREISSIG

Anderntags diesen Wagen gesehen. Mobiler Humor. Bissig und schrill. 

Diamonds are a girl's best friend, singt Marilyn.

L'État, c'est moi!, meinte Ludwig XIV.

Medienglobales erreicht uns schon lange. 

Nur der Durchdringfaktor hat sich gesteigert.

Born rich als Hypothekenwerbung, welch Klarsicht!



TAG DREIUNDDREISSIG

Schlossbesichtigung, die zweite. Ohne Führung. Mit Zeit. In meiner Zeit.

  Erst jetzt: sinnlich begreifen, dass der gesamte Ort , dass Sigmaringen vom Schloss aus gedacht ist, gestaltet von oben nach unten.

  Wer Sigmaringen nicht vom Schloss aus sieht, kann es kaum verstehen.

Es sind die Nuancen, an die mein Auge sich heftet. Die Summe aller Teile, oftmals birgt sie weniger Prägnanz als einzelne Teile in sich. Und doch schafft das Gesamte einen Pomp, der über manch schwaches Detail hinwegrettet. Wessen Auge geschult ist an französischen Schlössern, an spanischen Kathedralen, an italienischer Malerei, wird Mühe haben nicht zu sehen, was fehlt für den großen Wurf, für das Selbstverständliche der Eleganz, des raffinierten Atems. Im ganzen Land.

  Grandios: die Erläuterungen des Tonknopfs im Ohr, die sprachlichen Reichtümer der Jägersprache. Und in der Etage darunter, die idiomatischen Sprachrelikte der Ritter und Krieger. Da dürfte textlich etwas mit anzustellen sein ...



TAG VIERUNDDREISSIG

Bodensee, hurra! Halb neun. 500er Bus. Eine Stunde bis Überlingen.

  Breites, lichtes Tal bis Pfullendorf. Ein Höhenzug zur Rechten, Wechsel von Waldstrichen und Streuobstwiesen. Ich frage mich, was meine Wahrnehmung auslöst. Warum sehe ich gerade diesen Ausschnitt, den das rauschende Busfenster freigibt? Ist es ein Riktus, antrainiert, von selektiven Reizen ausgelöst? Während andere Reize, hier etwa die Oberlandleitungen oder Gewerbeparks, ausgeblendet bleiben, als nicht zugehörig zur Freude an der Landschaft, die ich nun wohl erleben möchte? Oder sind jene Reize genau das Zusammenspiel von Kontrasten, die einander bedingen? Da hat jeder wohl, innerhalb gegebener kultureller Kontexte, seine eigene Prägung. Je vielfältiger, desto vitaler der Austausch mit dem, was Welt ist.

  Überlingen 12 km, das Schild: formell. Bald wird es wahr, bald stehe ich an den Ufern des Bodensees. Ist es Suggestionskraft, oder liegt der Himmel hier tatsächlich weiter, höher über dem Land? Sehe ich, was ich weiß, und nur das? Die alte Frage. Aber ganz wie auf den letzten Kilometern vor dem Meer öffnet sich das lichte Zelt dann doch. Moleküldichte wohl. Plötzlich in der Kurve bricht der Blick sich Bahn: ein geducktes Wolkenmeer, darüber, erhaben, die Alpen. Sie bleiben die Referenz, das Gebirge schlechthin. Glück? Ja!

Im Nebel stapfe ich vom Bussteig aus hinein in die Altstadt. Ein Kirchturm, halb verschluckt, eine offene Tür. Schon stehe ich inmitten des riesigen Schiffs. Ein Schiff an Land. Das Münster. Es trifft mich unvorbereitet. Gut, dass ich mich, anders als sonst, nicht vorab belesen habe, dass ich eingestiegen bin in den Bus, nur das Ziel vor Augen, nur die Sehnsucht nach dem See im Gepäck.

  Grandiose Deckengestaltung, Altäre zu allen Seiten, reiche Einzelstatuen von Heiligen. Prächtig, der Bau. Ich drehe mehrere Runden, alleine. Dann zieht es mich hinaus ins Städtchen. Draußen, der Duft von Meer. Durch zwei Straßenfluchten erahne ich den See durch das Nebeldickicht, noch einmal den Markt entlang, dann schlage ich mich nach unten und stehe am Ufer. Wasser plappert an die Kaimauer. Üppige Blüten im Beet. Flair von Süden. Am Eingang zum Kurpark sehe ich den Bücherschrank, mache Halt, beuge den Kopf schief wie ein Gekreuzigter, der lächelt und schaue die Buchrücken durch. Erstaunen. So vieles von Qualität, ohne Mühe könnte ich ein Dutzend Bände hervorziehen und mich für die Werke begeistern. Ich wähle nur einen Suhrkampband, von Manuel Scorza Trommelwirbel für Rancas. Peru am Bodensee. Literatur kennt keine Heimat. Literatur ist Heimat.

 

An der Promenade ein junger Angler im grauen Dunst. Von Friedrich hingehaucht. Neben dem Parkhaus der Eingang zum Stadtpark. Je weiter ich eindringe in das Dickicht aus gewachsenen Kathedralenstämmen, Sequoias gleich, entdecke ich Bananenbäume und Papageienblumen. Luxe, calme et volupté. Ich steige hinauf zum Pavillon, blicke hinab, langsam lichtet sich die Luft über dem See. Am Ende des Parks, oder am Anfang, wo das Grün übergeht in Wohnsiedlungen, eine kleine Kneippanlage, blassblau den Füßen, karibikblau den Armen.

  An einem der Stadttore, dem Aufkircher Tor, lese ich von der Maueröffnung, die ein Kreuz beschreibt. Es heißt, es sei im April 1945 in Eile aus der Mauer gehauen worden, die Schießscharte horizontal vergrößernd, in der Hoffnung, die nahenden französischen Truppen mögen das Tor somit, aus Ehrfurcht, verschonen.

 

Als ich zurück bin am Ufer, hat die Sonne den Nebel gefressen. Bis zum Ufer gegenüber, bis hinter zum Obersee und auf den Säntis reicht nun der Blick. Wie lange mag das her sein, der Schulausflug nach Meersburg? Vierunddreißig, fünfunddreißig Jahre allemal. Und heute, heute ist mein vierunddreißigster Tag in Sigmaringen und Umland. Seinerzeit hatte ich mich von der Klasse befreit, von Einkaufstour und Freizeitzeugs, und bin hinauf gestiegen die Stapfen zum Fürstenhäusle, habe mir Drostes Refugium angeschaut und mich in die Welt gewünscht, weg, weit weg. Und doch ist mir dieser Ort geblieben als Matrix für ein Leben, für mein Leben in einem Haus, schreibend, irgendwann.

  Nun ist die Sicht frei und ich steige auf ein Boot zur Rundfahrt, in Sichtweite der Wallfahrtskirche Birnau, der Pfahlbauten in Unteruhldingen, hinüber zur Mainau und zurück. Ein bisschen ist mir, als hole mich, so viele Jahre später, der Schulausflug ein, als hätte ich mich nicht frei machen können und selbstbestimmt Welt wahrnehmen. Three's a crowd, sagt das Sprichwort. Es stimmt … Dennoch: der Bootsausflug ist heilig, und ich lächle hinaus aufs Wasser, proste im Geiste den Wellen zu.

  Während der Fahrt diese Ansage, gen Nußdorfer Ufer: »Hier ist einer der letzten großen deutschen Schriftsteller zuhause, Martin Walser.« Der Unterschied zwischen Leben und Tod: bald wird das »ist« durch ein »war« ersetzt werden. Dann wird hier auf dem Boot gelten: Business as usual. Und der Buchwelt bleibt ein Werk, das ohnehin jetzt schon da ist. Und was soll das, »der letzte große«. Schaut euch um, lest, lernt dazu!

Am Nachmittag, der vorhergesagte Starkwind hustet ab und an übers Wasser, steige ich hinauf zum Museum. Müdigkeit, Zufriedenheit. Ich könnte auch jetzt schon den Bus nehmen, mich wiegen lassen über Land, zurück nach Hohenzollern. Aber ich mag noch nicht weg, mag noch bleiben in diesem Städtchen, wo ich mich wohl fühle. Weitläufigkeit, Weltläufigkeit, hier ist sie spürbar.

  Ob mir Zeit bleibt, dieses Städtische Museum im, wie es heißt, ältesten Renaissancebau nördlich der Alpen in etwas mehr als einer Stunde zu durchstreifen? Ich beginne mit der Außenanlage und der spektakulären Terrasse, die über Stadt und See zu schweben scheint. Stoße die schmiedeeiserne Tür auf, schaue, lese, entdecke – und bin begeistert. Je weiter ich eindringe in die Sammlungen, desto mehr wippt das Herz, trabt der Geist. Die Museographie, vom Feinsten. Modernes Beleuchtungskonzept, diskret und elegant. Beschilderungen in den Vitrinen  teils von Hand, aber das ist Stil, kein Vergessen. Und dann die Exponate! Lebenskultur, Bauernstuben, Patrizierzimmer, Biedermeiersalon, Kunstwerke. Gleichwertig stehen die Objekte beieinander, ergänzen sich, tauschen aus, erschaffen Kontexte. Und dann: immer wieder, wie im Münster, wie in der Franziskanerkirche, die ich zuvor besucht habe, diese Christusfiguren, Heilige Sebastians, Schmerzensmänner und Mönchsfiguren. Nicht das Religiöse, das beseelt Plastische zieht mich, wieder und wieder, in seinen Bann. 

Käferkäfige à la Ernst Jünger; Puppenstuben; Fastnachtsbrauchrelikte; ein Plakat von 1900, Werbung für die Stadt. Und Votivbilder, Volkskunst (und wer wären eigentlich die anderen?), die mich an die in Kolkata praktizierte Kalighat-Malerei erinnern.

Und diese Herbarien! Kostbarkeiten aus Fasern und Papier.

 

Die Begleitbeschriftung vermerkt:

          Hans Jakob Han (ca. 1564/65 - ca. 1616), Apotheker der Stadtapotheke,

          früher "obere Apotheke".

          Es ist das älteste bekannte deutsche Apothekerherbarium und enthält

          275 gepresste Pflanzen aus 61 Pflanzenfamilien auf 165 Seiten und ein

          Register in Latein und Deutsch ... 

 

Und das zweite:

         Der Lateinschullehrer Hieronymus Harder (1523-1607) aus Bregenz war der

         erste Deutsche, der Herbare angelegt hat. Er fertigte zwischen 1562 und 1607

         insgesamt 10 Herbare an und verkaufte sie. Die Herbare befinden sich heute

         im Deutschen Museum in München, in der Vatikanischen Bibliothek in Rom,

         in anderen Bibliotheken und in Privatbesitz.  Dieses wird als sein Handherbar

         bezeichnet und wurde im Jahr 1607 vollendet ...

 

Ein Museum, so reich, so vielfältig, es bietet sich so sinnlich dar, lässt Verknüpfungen zu, bietet an und bevormundet nicht, bescheiden und entschieden, stolz und begeisternd. Die Türen schließen, ich muss raus, ich muss los. Am Wegesrand ein schwarzweißes Karospiel, Hohenzollern am See, sage ich mir und ziehe weiter. Noch eine Stunde, bis der Bus fährt. Eine Stunde Bodensee, nochmal, eine letzte Stunde, ein Genuss zum Abschluss, Rücken kaputt, Füße platt. Ans Ufer setze ich mich noch ein letztes Mal und schaue dem Himmel zu, wie er Spektakel wird, dem Wasser, wie es kräuselt. 

  Am Bahnhof bleibt mir etwas Zeit. Erst jetzt sehe ich so richtig, wie die Gleise den Felsen zerschneiden, wie über den Tunnel ein Wasserfall schießt. Es strömt, und STRÖMEN ist das Wort dieses Tages, alles im Fluss, alles bewegt, Sehen am See.



TAG FÜNFUNDDREISSIG

Protz

 

Abschneiden? Richten? Austauschen? Niemals!

  Alles dran, alles dabei im Päckchen Leben, im zusammengesetzten Bausatz, in den ich hineinwachse.

  Und ich wachse, wachse weiter. So weit, dass es nicht mehr stimmt, dass die Proportionen aus dem Ruder laufen, ja, bis ich so einem Ruder gleiche, lang und dürr, und oben so ein Ding, mit dem ich voran paddle, das mir hilft weiterzukommen. Aber dann, dann fehlt es an Formen. Ich müsste was tun, damit sie sichtbar würden. Ich stecke alles ins Ruder. Mein Körper ist ein Kostüm auf einem Bügel. Es fehlt die Luft, die Masse, die Fasern, gereizt und gestärkt, Fasern, die zu Rundungen werden und die genähten Formen meiner Kleiderhaut füllen. Ich blicke nach links, blicke zur anderen Seite, hinter mich gar und immer nach vorne. Da stehen sie, gehen sie, da liegen sie, die fasergefüllten Körper, so anders als ich, begehrenswert.

  Mein Auge justiert, von innen nach außen ist es benetzt von diesem Justieren, es fügt beim Schauen auf die anderen etwas hinzu an einer Wade, radiert einen Hauch Zuviel von einer Wange, lagert Gewicht um, bläst hier etwas auf und lässt dort etwas Luft ab. Ein wenig mehr, mehr Faser, mehr Form.

  Ich lebe ein Leben der Möglichkeit. Ich lass' es laufen. Irgendwann ... Aber möglich, nein, möglich habe ich es nie gemacht. Der Bausatz sitzt, er sitzt wie ein schlecht geschnittener Sakko. Ein Sakko voller Karos.



TAG SECHSUNDDREISSIG

Monsieur Reinhardt

 

Wenn gegenüber, im Haupthaus des Alten Schlachthofes, die Lichter angehen, dann wird Sigmaringen zur richtigen Stadt. Dann fühlt es sich gar pariserisch an, nur nach unten gehen zu müssen und schon schwappt das Angebot einem entgegen.

  Heute wird aufgespielt, Gypsy-Swing. Das Quartett Manouche lässt die Musik des Django Reinhardt ertönen, mit Feuer und Drive. Ich verliere mich schnell in den Klängen. Kann es etwas anderes geben als diesen Augenblick, der dauert? Keine Bilder mehr, kein Schreiben, nur diese Musik. Und dann hänge ich doch in Bildern, Paris, die ganz frühen Neunziger. Das Akkordeon, allen anderen voran, wiegt mich zurück in meine Quartiers um die Butte herum, ins 9. und ins 17., ins 18. Arrondissement. Die abendlichen Wege hinauf, vorbei am Lapin Agile und dem Weinberg, vorbei an Jazzkneipen, vorbei an so vielem, denn ich war stets in Aktion, rastlos, flanierend, habe die Stadt, die Welt nur aus der Sicht des Bewegten wahrgenommen, immer leicht außer Atem, immer darauf bedacht, nicht anzuhalten, denn anhalten bedeutete Geld auszugeben, Geld, das ich nicht hatte. Aber wer sich bewegt, dem gehört Paris auch so. 

  Das alles, es verstrickt sich mit der Musik dieses Abends. Erinnerungen an Aufführungen, Tanz, Theater, Konzerte. Kazuo Ono sah ich noch Butoh tanzen, seine La Argentina;  den Bühnenabschied der großen Christa Ludwig erlebte ich mit; im Mogador eines der letzten Konzerte von Barbara. Und, ich weiß nicht mehr wo, Stéphane Grappelli.

  Ich bin hier und doch bin ich weg. Hin und weg. Einen kurzen Abend wird mir Sigmaringen zu meinem ganz persönlichen Paris-sur-Danube.



TAG SIEBENUNDDREISSIG

Die Last des Schreibens, es gibt  Tage, da wiegt sie, wiegt schwerer als sonst. Nicht das Schreiben selbst, sondern das Schreibenmüssen. Produzieren, dran bleiben, erfinden, erzählen. Oder berichten. Ein Blog, der garantiert Kontinuität. Aber er taugt nur, solange Inhalte entstehen und nicht leere Formen. Ich gehe jetzt kochen. Feierabend. Ein Wort, das ich kenne, eine Realität, die mir fremd ist. Heute gehe ich auf Entdeckung.

  Sei gegrüßt, werter Leser, auf bald!



TAG ACHTUNDDREISSIG

                                           Sonntagsausflug nach Hechingen, in bester Gesellschaft.

                                           Burg Hohenzollern, zum Greifen nah.

                                           Wir fahren hinauf, parken, gehen ein Stück zu Fuß.

                                           Nur etwas trinken, die Aussicht sichten.

                                           Hinweis am Wegesrand:

                                           Zugang zur Gastronomie nur mit Eintrittsticket.

                                           Zurück auf Anfang. Preisauskunft: 22 Euro.

                                           Pro Person!

                                           Irrsinn.

                                           Wir fahren weiter. Kehren ein am Flugplatz Degerfeld.

                                           Sonne satt. Aussicht. Erfrischung.

                                           Der Herbst herbstet.

                                           Spaziergang oberhalb von Storzingen.

                                           Weitsicht bis zu den Alpen: sfumato in den Himmel.

                                           Das Licht, das Licht!

                                           Zum Festgießen in Spätoktoberbonbons.

                                           Mit Noten von Thymian, Tannenzapfen und moderndem Laub.

                                           Besser als bittere Hohenzollernpillen.



TAG NEUNUNDDREISSIG

FINSTERNIS

 

Der neununddreißigste Tag ist dunkel, ist fast Nacht. Filmnacht. Wir schauen, in kleiner Runde und im oberen, grandiosen attico des Schlachthofes, den 2005 produzierten und als Dokumentarfilm angekündigten Streifen  Die Finsternis von Thomas Tielsch.

  Für mich entzieht sich der Film den Kategorisierungen. Er dokumentiert mindestens genauso viel wie er spielt. Er spielt subtil mit der Bildsprache, nutzt Überlagerungen und Transparenzen, Gleichzeitigkeit und Abfolge, mal farbig, mal schwarzweiß. Und er weiß historische Aufnahmen mit zeitgenössischen zu vermählen auf dem Altar der Bilderschlacht. Jetztzeitiges wird aufgefächert, zum einen durch simples Abfilmen des täglich und heutig Erlebbaren in der Stadt (was vermittelt, alles könnte gerade so auch jetzt passieren, morgen, nächste Woche), zum anderen in historischen Darstellungen, in nachgestellten Szenen aus dem imaginierten Leben der Mittvierziger, als Sigmaringen Schauplatz dessen war, was Louis-Ferdinand Destouches, genannt Céline, im Herbst und Winter der Vichy-Monate in der Stadt erlebt hat und in seinem 1957 publizierten Roman D'un château l'autre (Von einem Schloss zum anderen) als eine Art romaneskes Reenactment aufmarschieren lässt.

  Atemlos schaue ich den Bildern zu, schaue sie an, kauere mich hinein und bleibe auch draußen; schließe die Augen, wenn die Bilder von Kriegsgezeichneten, von grausamen Amputationen und Chirurgenschnitten zu unauslöschlich zu werden drohen. 

  Ingeborg Bachmann sagte, die Wahrheit sei dem Menschen zuzumuten. Ist sie. Aber jeder sucht den Schutz vor dieser Wahrheit, wie er ihn braucht.

Tielsch gelingt es meisterlich, diese Wahrheit, der wohl nur die Kunst durch ihre artifizielle Höhung sich zu nähern weiß, in ein Epos zu bannen, die Schreibstimme Célines als Befeuerungsmaschine aus dem Hinterhalt, welches sich zu einem großen Antikriegsmanifest weitet. 

  Einen Moment lang, unter der Wucht der subtil gelungenen Text-Bild-Kombinationen, erscheint mir meine eigene Novelle, Kalksteinsplitter, aus der ich in weniger als 48 Stunden lesen werde, blass und brav. Doch ich besinne mich. Horche in mich. Vertraue auf den originären Impuls. Dabei kommt mir die Malerei Fernand Légers in den Sinn, meine Auseinandersetzung mit diesem Werk, als in Beaubourg vor bald fünfundzwanzig Jahren die große Retrospektive gezeigt wurde. Ein Dutzend Mal bin ich hingepilgert, in dieses Museum Moderner Kunst, gerne in den Abendstunden, und habe mich nach einer Weile vor immer dieselben Bilder gestellt, mich davor auf den Boden gesetzt, geschaut, lange geschaut. Und dann platzte etwas auf, aus der formellen Contenance erwuchs eine Poesie. Aus der Zurückhaltung des Überschwangs, der sich eben nicht verausgabte, entstand eine Spannung, etwas Nachhaltiges, das viel mehr taugte, viel länger andauerte und bis heute nachhallt, mehr als manch ausschweifender Gefühlsausbruch. 

  So, denke ich, kann heute auch am besten erzählt werden über eine Zeit, für die unser Gefühlsreservoir ausdauernd und andauernd erschöpft scheint, aber für die es wohl wieder not tut, unseren Verstand zu schärfen. 

  Die Finsternis: ein Wetterleuchten vor Kalksteinfelsen. Prädikat: dringend sehenswert.



TAG VIERZIG

Noch einmal besuche ich, zur Mittagszeit und bei Orgelspiel, die Pfarrkirche St. Johann Evangelist.  

  Die im Barockstil ausgeformte, den vorangegangenen Renaissance-Bau überstülpende Kirche steht unterhalb des Sigmaringer Schlosses – von wo aus eine Art Seufzerbrücke direkt zur Fürstenloge führt.

  Wie immer mag mein Auge nicht nur die gemeinten Formen sehen, es sieht auch die ungemeinten: Feuerlöscher und Regenständer als Kontrastpaar; Bleiglasfenster und Eisenbaugerüst, die gemeinsam zu Durchbruch-Stickerei werden; ein Türscharnier als Garant der Trennung von innen und außen; die Corona-Absperrschlaufen der Bankreihen.

  Die Orgelprobe begleitet mein Schauen. Licht bricht sich auf den Schultern der Heiligenfiguren, Gold glänzt an Engelsbacken. 

Der Heilige Paulus am Hauptaltar lässt sich umschmeicheln von Süden; der Christus am Kreuz wird aufgefangen von der Schmerzensmutter, die ihre Arme zu Flügeln auszubreiten scheint. Und in der kleinen, etwas höher gelegenen Marienkapelle steht die Pieta aus dem 15. Jahrhundert; der Christusrücken steif wie ein Brett.

  Ich verweile, bis die Orgelklänge enden, es ist still, ganz still. Dann verlassen die Tastenhände das Kirchenschiff. 

  Fidelis in Arbeit, Restaurierung im Gange. Steht da nicht, im kommenden Jahr, ein Jubiläum an?

  Als ich den Weg wieder nach draußen finde, hängt noch immer Nebel in der Weite. 



TAG EINUNDVIERZIG

Tag der Lesung. Kalksteinsplitter. Am Morgen gehe ich die Inhalte durch, versuche, eine eigene Erzählspur zusammenzustellen aus den chronologisch aufeinander folgenden Auszügen. Zu viel, zu lang. Ich kürze. Streiche doch wieder Stellen an, für den Fall, dass …

  Was macht eine gute Lesung aus? Prägnanz im Auftritt, es muss performativ sein, ein Austausch mit dem Publikum, Verführung auch. Die Inhalte müssen stimmen, sowieso, aber auch der Ton, die Bühnenpräsenz. Da können schnell Welten liegen zwischen der eigenen Idee und der Wahrnehmung durch andere. Immer ein Balanceakt.

  Am Nachmittag ruhe ich mich aus, gehe spazieren, werde eingeladen auf einen Tee und leckeren Kuchen. Am frühen Abend: umziehen.

  Stimmübungen: Abfolgen von Vokalwechseln, Konsonantendopplungen, Lippenarbeit, Zungenmuskeltraining, Zungenbrecher.

  Dann füllt sich der Saal, füllt sich mit Publikumspräsenz, geschätzte Gesichter, noch unbekannte Gesichter. Ich freue mich über jeden Menschen, der die Entscheidung getroffen hat, den heimischen Lehnstuhl einzutauschen gegen einen Platz vor einer Bühne, die ihm die guten Gründe liefern muss für diese Wahl. Ich finde, wer auch immer etwas zeigt und Menschen dazu bittet – Ausstellung, Konzert, Lesung – schuldet seinem Publikum diesen Respekt, mehr zu bieten als das, was jeder einzelne zuhause hätte erleben können. Ich versuche, dieser Grundhaltung gerecht zu werden. Das beste Mittel, aber keine Garantie dafür ist, selbst Freude zu haben an dem, was man tut. Begeistert zu sein und dann überträgt sich, hoffentlich, auch etwas auf die anderen.

  Ich lese, erläutere, lese weiter und gebe immer mal wieder Einblicke in die Teile der Novelle, die noch fehlen. Ich sehe die Uhr. Ich weiß, ich sollte langsam die Kurve zum Ende hin einschlagen. Im Saal ist es ruhig, konzentriert, nur die Stimme, die sich ihren Weg findet. Ich spüre, dass der Saal wach ist, dabei ist. Oder täusche ich mich? Ich frage nach, ob die anderen noch bei mir sind. Ja! Ich lese weiter, getrieben von der Lust am Text und dem Willen zur Einheit, zu einem kohärenten Ganzen. Ich überspanne wohl doch etwas den Bogen, aber jetzt ist es zu spät, um kurz und knapp zu sein. Die letzten Seiten, der Schluss des Textes, der muss nun noch gesprochen werden. Der letzte Satz, der letzte Atem.

  Dann noch ein Gespräch, einige Fragen, einige Antworten, Anregungen für mich. Auch für die, die zugehört haben? Es rennt keiner sofort weg. Das lese ich als gutes Zeichen.

  Ich freue mich, wenn ich wiederkommen darf, sobald der Text verlegt ist. Austausch und Schmaus in kleinerer Runde am späteren Abend, ein Genuss. Ich hoffe wirklich, keiner hat seinen Lehnstuhl vermisst.



TAG ZWEIUNDVIERZIG

Waffensammlung, Schloss Sigmaringen

Redewendungen aus der Waffen-/Jagdsprache:

TEXT FOLGT!

  • den Bogen überspannen

  • für jemanden eine Lanze brechen

  • bis an die Zähne bewaffnet sein

  • jemanden an die Kandare nehmen

  • angeschlagen sein

  • gut gerüstet sein

  • jemanden in Harnisch bringen

  • von der Pike auf

  • hieb- und stichfest

  • jemandem das Heft aus der Hand nehmen

  • etwas im Schilde führen

  • auf großem Fuße leben

  • Lunte riechen

  • mit Pauken und Trompeten

  • ein Gassenhauer

  • sein Pulver verschießen



TAG DREIUNDVIERZIG

Radtour. Aufbruch gegen halb neun. Das Donautal, weiß verhangen. Sigmaringendorf, Scheer. Nach einem Besuch weiter nach Ennetach. Erst Bäckerei, dann Friedhof. Rund um die Kirche liegen die Gräber als Inseln in einer Flut aus Pflastersteinen und mineralischem Killerguss, als habe man Grau verschüttet, um Grün zu verhindern. Aseptisch stehen Gedenksteine für die Gefallenen der Weltkriege im Kringelkrangel der Pflasterspielereien. Außer den Blumentöpfen und gestutzten Sträuchern der Gräber: alles Leben verbannt, verbrannt und versiegelt, besiegelt für immer. In der Kirche, im Chor, ein Heiliger Sebastian auf seinem Stock. Hohe Schnitzkunst, selbst die Absperrung hindert das Auge nicht.

Durchs Ablachtal zu den Zielfinger Seen. Ein atmendes Stück Natur.

Handschuhe an, Handschuhe aus, fotografieren. An, aus. Und so weiter. Die Seen, obwohl der Mittag weit angeschnitten, verbergen sich im Dunst. Enten und Schwäne zu Wasser, zur Luft anderes Gefieder. Ich quere den Damm zur unteren Längsseite. Vorbei am Vogelsee, kleine wasserumspülte Landflecken.

 

Heute nach Krauchenwies, also doch noch. An der Ortseinfahrt, längs der Straße, von Lärm zerschossen, das üppige Portal der einstigen Pferdeställe. Gegenüber biege ich ein zum öffentlichen Teil des Parks.

Brüchig stehen ein Wirtschaftshof zur einen, das dreiflügelige Alte Schloss zur anderen Seite hinter Baumreihen. Hinter Gittertoren, das Landhaus. Hohenzollernland. Eine Tafel und ein Stein erinnern an das hier im Schloss untergebrachte Reichsarbeitsdienstlager – und an Sophie Scholl, die 1941 hier ihren Dienst tat. In Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, so der Hinweis, berichtet sie von diesem Ort und ihrer Zeit. In den Vichy-Monaten logierte hier französische Miliz.

 

Auf einem schmalen Streifen Gehsteig, neben bedrohlichem Dröhnen, radle ich hinein ins Dorfautobahngelage. Unwirtlicher Ort. Zerfressener Dorfkern, malträtiert und gerädert. Wer lässt es zu, so zu leben? Wann hat es begonnen mit den kaputten Dörfern? Alles spielt Vorstadt, ein Gebaren von banlieue, freiwillig. Echte Bannmeile. Geschundene Architektur, versprengte Fassaden. Ein Dorf, klinisch tot. Vor dem Rathaus gibt man sich südländisch, und die Bankfilialen horten den Horror auf ihrem Antlitz.

Ein ethischer und ästhetischer Straftatbestand. Will man wirklich so leben? Wer entscheidet das? Wer akzeptiert dies? Warum so viel Nachahmung, warum dieser Wille zur Hässlichkeit?

Auf der Hauptachse brechen die Fluten der Mobilität, Lasten und Leute, alle Dämme. Düsenflieger am Boden.

 

Retour führt mich der Radweg gen Sigmaringen entlang dieser Motorenschneise, mein Strampeln ist einzig Fortbewegung. Fort und Bewegung. Mehr nicht. Dieses Mal finde ich den Eingang zum Wildpark Josefslust. Gehe ein Stück bis hinter die Wirtschaftsgebäude, linker Hand das Jagdschloss. Ich mache kehrt. Zu viele Begrenzungen, Zaunreihen, Lärmwände an diesen Orten, kein froher Ausflug.

Erst auf der Höhe vor Sigmaringen, auf der »Allee der Hundertjährigen«, dringt die Sonne durch, hat sie den Schleier vertrieben.



TAG VIERUNDVIERZIG

Über unmögliche Vorhaben und getane Arbeit

 

Der Nachmittag ist jung, der Himmel verhangen. Ich radle los. Kurz nach dem Ortsausgang, am Donauufer, setzt Regen ein. Ich radle weiter. Der Regen bleibt. Laiz. Weiter. Inzigkofen. Halt. Ich muss mich unterstellen, stehe lange an einer Toreinfahrt, warte. Der Blick richtet sich von der Ferne aufs Naheliegendste. Ich beobachte die Spinnweben an der Türzarge, sehe die Blätter im Nass unter den Tropfen hüpfen. Das Rad leuchtet, Metall ist heller als die Unendlichkeit heute. Ich will bis Dietfurt, möchte einer Empfehlung folgen. Zur alten Burgruine. Auf meiner Durchfahrt von Beuron bis Sigmaringen war mir nichts aufgefallen.

  Man sieht nur, was man weiß. Es stimmt, oft.

  Bei der Burg mag ich schauen: Kann ich hinein, in den Tunnel, die Burghöhle? Funde aus der Altsteinzeit und anderer Epochen seither machen den Ort wohl außergewöhnlich. Im Untergrund trafen sich, so sagt man mir, in den 1920ern und 30ern Anhänger des Neutempler-Ordens. Heute hat die Bergwacht dort ihren Sitz.

  Das Wetter zerschießt meinen Plan. Nasse Pfeilspitzen vom Himmelsbogen. Nicht der Moment, um krank zu werden. Kaum Licht, keine guten Bedingungen, um umherzuwandern, zu fotografieren. Ich warte weiter, bis der Regen Atem holt und werfe mich dann wieder aufs Rad, fahre zurück, bevor die nächste Pfeilattacke niedergeht.

  Immer wieder gilt es zu justieren, das, was im Kopf geistert, anzupassen an das, was vor den Augen und den Sinnen wirklich geschieht. »Projekt«. Ich mag das Wort nicht. Ein Allerweltswort, das nach mehr klingt, als es meistens bedeutet. Ein Projekt ist ein Wurf nach vorne. Und oft sprechen wir dabei doch von Vergangenem. Das wäre besser genannt eine Umsetzung, eine Realisierung.

  Ich habe viele Vorhaben scheitern sehen. Kleine, wie meine Fahrt nach Dietfurt, größere, wie all jene Entwürfe für Werkaufenthalte, die nur dann Sinn ergeben, wenn der Aufenthalt überhaupt stattfinden kann. Ein ganzes Arsenal an unterbundenen Würfen nach vorne. Nur einmal ausgeholt habe ich dann und den Arm schließlich fallen lassen, aber nichts geworfen; nichts anderes in die Welt gegeben als eine Idee zu einer Idee. Verworfen hat sich dann der Gedanke, und verhoben manchmal die Schulter.

  Und schließlich gibt es jene Herzensrealisierungen, die sich in die Zeit einschreiben, die sich schreiben mit der Zeit, ohnehin, egal wo, ganz gleich, zu welchen Bedingungen. Wenn sie sich überschneiden mit dem Geist eines zugestandenen Werkaufenthaltes, dann kann Neues entstehen, das dezidiert zu einem selbst, zum eigenen Werk zählt. Als solch eine Schnittmenge erscheint mir, sechs Wochen nach meiner Ankunft, dieser nun dem Ende sich nähernde Aufenthalt im Alten Schlachthof Sigmaringen. Der anvisierte Text ist zu drei Vierteln geschrieben, hat sich zur Novelle Kalksteinsplitter formiert. Das noch ausstehende Viertel braucht mehr Zeit und der Arbeitsrhythmus, stelle ich fest, verlangsamt sich nun, wird dichter. Der Bezug auf die historischen Fakten muss stimmen. Es ist jener Teil, in dem DIE Geschichte Platz finden muss in MEINER Geschichte. Ich werde nochmals in Klausur gehen und dann, wie ein Uhrmacher, die Feinmechanik justieren und die Rädchen dem Laufwerk einsetzen, damit es wirklich läuft, damit es weit und lange laufen kann, hin zu den Lesern, hin zu Debatten, die es auslösen mag.

  Die Arbeit hier, auf diesen Seiten, die den Werkprozess und die Auseinandersetzung mit Ort und Menschen begleitet hat, findet ihren Abschluss. Das Ende war offen gedacht und es bleibt offen. Eine Conclusio wird es nicht geben, es kann sie nicht geben. Ich kam, sah und schrieb. Erhellendes im eigenen Entdecken und, so hoffe ich, im Zeugnis davon den anderen, den treuen Lesern dieser Zeilen, hier und da vielleicht ein Schmunzeln, ein Wackeln im Blick, eine chromatische Veränderung der eigenen Brille, eine Duftnotenvariation im heimischen Parfum.

 

Der Himmel spuckt noch immer. Die Buchstaben auf meinem Bildschirm leuchten heute stärker als das Licht von draußen.

  Herbst. Zeit, die eingefahrene Ernte zu sortieren.



TAG FÜNFUNDVIERZIG

Letztes zuletzt.

  Der Tag beginnt mit einer Lesung der Reihe »Sigmaringen liest«. Großer Saal, Alte Schule. Monika Helfer ist aus dem Bregenzer Land hergekommen. Sie liest aus ihrem jüngsten Roman, Vati. Sie beginnt und sie wird lange nicht aufhören.

  »The medium is the message«, schrieb Marshall McLuhan. Oder, in der zweiten, von ihm autorisierten Fassung, der, so heißt es, ein Druckfehler zugrunde lag, »The medium is the massage«.

  Ich wünschte, Monika Helfer würde dies beherzigen und ihre geschriebene Sprache übersetzen in gesprochene Sprache. Ich wünschte, sie würde ihr Publikum wertschätzen und wenn schon nicht ALLES in die Stimme legen, so doch unsere Ohren massieren, variationsreich. Doch über gut siebzig Minuten lang wird sie kein einziges Mal den Blickkontakt suchen. Sie huscht, atemlos von Anbeginn, durch die Zeilen, die konturlos bleiben in meinem Ohr; gesprochene Zäsuren höre ich keine. Ich versuche, meinen Geist dranzuhängen an diesen flüchtigen Ritt, ich kann ein paar Sequenzen auffangen. Was bleibt mir? Bleibt tatsächlich überhaupt etwas? Im Saal macht sich schnell jene stumme Unruhe breit, die entsteht, wenn der Kopf nicht mitgenommen wird und der Körper sich meldet, wenn man sich kratzen muss und räuspern, wenn man hin- und herrutscht auf seinem Stuhl und das Ende herbeizusehnen beginnt, das Ende der eigenen Unsichtbarkeit, die im fehlenden Blicken des Autors, der Autorin gründet.

  Schade, wenn der gelesene Text durch den Menschen, der ihn erschaffen hat, dem Hörenden vorenthalten wird, wenn eine Wand steht zwischen hier und dort. Umso bedauerlicher, da das sensible Mikrofon es erlauben würde, mit Nuancen zu arbeiten, die Stimme schonend.

  Wir haben alle unsere Art zu sein, die schwingt auch und gerade in der Stimme. Und es gibt Ticks. Die bringen Farbe und Charakter ins Ohr. Wer jedoch ein zahlendes Publikum herbemüht, sollte sich der Grundlagen der Bühnenpräsenz bewusst sein. Und das ist nur, so könnte ich es auch sagen, eine Form der Höflichkeit. Wer diesen Selbstanspruch nicht hat, sollte besser auf ein Umfeld vertrauen können, das ihn oder sie darauf hinweist: Es ist nicht einfach alles gut und natürlich und richtig, nur weil man halt so ist. Oder weil man Soundso ist. Ich glaube sehr an Korrekturen und daran, über sich hinauszuwachsen, eine Herausforderung anzunehmen und zu versuchen, sie zu meistern.

  Es sollte mindestens im Interesse eines Verlags sein, die von ihm ausgesandten Autoren mit dem Rüstzeug auszustatten, mit dem sie bestehen können vor ihren Hörern. Wer gut schreibt, muss nicht unbedingt gut lesen. Und wer nicht gut liest, steht der Vermittlung seines eigenen Textes im Weg. Leider viel zu oft geschieht genau dies. Es geschieht dann, wenn man sich mit dem Geist des Wortes begnügt, und nicht sich mit dem Körper des Wortes vergnügt.

  Klatschen, Stühlerücken, keine einzige Frage aus dem Publikum. Ich kann endlich selbst rauschen und rausche davon zu guten Gesprächen auf der Dachterrasse. Ein letzter Gruß des Sommers, scheint's. Die Johanneskirche auf dem Weg – ich vergesse immer, was Sonntage bedeuten – bietet nicht die Ruhe, um mein Adieu-Ade als Lebewohlgruß aufzunehmen. Ich werde später in einem anderen Raum meine Stimme an die Wände werfen und vom Mikrofon fangen lassen.

 

In der Zwischenzeit, der Nachnmittag blüht, Rückkehr zum Haus von Frau C.

  Ein letztes Mal treffen und sprechen vor meiner Abreise. Tee und Kuchen. Und dann sind da die Dias, die sie aufgenommen hat von Fotos aus den Vichy-Monaten, die will sie mir zeigen. Als ich ihr aus Kalksteinsplitter vorlese, staunt sie. Zwei meiner erfundenen Protagonisten, sie hat sie gekannt, ein Nachbar der eine, Vor- und Nachname identisch, der Postbote der andere, Allseits mit Namen, und einarmig zurückgekehrt aus dem Ersten Weltkrieg. Ich hatte keine Ahnung ...

  Die vérite vraie, die wahre Wahrheit, galoppiert meiner Fiktion hinterher und holt sie ein. Au revoir auf der Pferderennbahn!